Kostas Maros (Fotos) – Mario Heller (Text)

Bild: Mario Heller

Der Fotograf Kostas Maros ist beim diesjährigen vfg Nachwuchsförderpreis mit seiner Arbeit, einer ergreifenden Fotoreportage über obdachlose Erdmenschen in der mongolischen Hauptstadt Ulan Bataar unter den Gewinnern. Auf die Thematik stiess er erstmals auf seiner einjährigen Weltreise im Jahr 2012, einer Reise, welche seine fotografische Karriere endgültig ins Rollen brachte.

Ursprünglich studierte der 36-jährige Basler Jura und arbeitete auch einige Jahre juristisch, in Anwaltskanzleien und im Versicherungsbereich. Zu diesem Zeitpunkt fotografierte Kostas bereits ein wenig. Die Fotografie entdeckte er dank seines ehemaligen Mitbewohners und Studienkollegen im 2006. Anfangs reizten ihn vor allem die Strassenfotografie und Langzeitbelichtungen. Die Bilder veröffentlichte er damals auf Internetplattformen wie der fotocommunity.de.

«Mir war es wichtig, meine Bilder einer Öffentlichkeit zu präsentieren. Durch Feedback anderer entwickelt man sich, versucht sich zu verbessern, fotografiert viel, probiert aus…»

Cabaret Bizarre 6

Wie kam es zum Wechsel von der Juristerei zur Fotografie? Mitunter ausschlaggebend war sicherlich der Tod seines Bruders im Jahre 2006: «Das Leben kann so schnell vorbei sein. Jeder sollte – nach Möglichkeit – unbedingt das tun, was er wirklich leidenschaftlich macht. Ich hatte im 2012 eine längere Reise mit meiner Partnerin geplant. Ich spielte mit dem Gedanken von der Juristerei auf die Fotografie umzusteigen, hatte jedoch keine Ahnung, ob dies klappen könnte. Die geplante Reise war ein guter Grund, um noch früher aufzuhören. Ich bewarb mich um ein Praktikum bei der Basler Zeitung und konnte so vor der Reise noch Erfahrung in einem – für mich – völlig neuen Bereich sammeln.»

Nach seiner Rückkehr bekam er von der Zeitung eine Teilzeitstelle angeboten, welche er annahm. «Die Pressearbeit machte mir (und macht mir noch immer) Spass. Ich lernte, wie man fotografisch schnell arbeitet; wie man in ein paar wenigen Minuten, auf die Betroffenen eingehen muss, den Hintergrund oder die Umgebung einbeziehen kann, um mit einfachen Mitteln und ohne grosses Studio Setting, zu attraktiven Ergebnissen zu kommen. Auch konnte ich durch die Pressearbeit mein fotografisches Netzwerk erweitern.»

Durch seine Verwurzelung in der Juristerei bekam Kostas zu Beginn einige Corporate-Aufträge (Anm. Portraits für Webseiten usw.) aus diesem Bereich. In diesem Zeitraum wurde er auch von einem Freund angefragt, ob er für «Cabaret Bizarre» Bilder machen könne, «ein Kuriositätenkabinett, eine Freakshow, ein Karneval der Lüste. Bei den Shows treten jeweils Künstler aus ganz Europa auf. Eleganz trifft dabei auf Trash, und die Nacht wird zu einem dekadenten Maskenball. Das Publikum wird eingeladen, sich passend zu kleiden und somit Teil der Show.» Kostas sagte zu, mit der Bedingung, dass er auch das Geschehen hinter der Bühne fotografieren dürfe.

«Der erste Besuch war schon merkwürdig. Es waren mehrere andere Fotografen vor Ort, welche die Künstler schon kannten. Zudem ist der Backstage Bereich sehr klein, zum Fotografieren ist der Platz sehr beschränkt, die Fotografen standen sich im Weg und die Künstler, die sich eigentlich für die Show vorbereiten wollen, fühlten sich dadurch natürlich gestört. Der Start war schwierig. Die Leute kannten auch meine Arbeit nicht und dachten wohl nur «Oh, noch ein weiterer Fotograf, der sich im Backstage Bereich tummelt». Beim zweiten Mal hatten die Teilnehmer meine Arbeiten gesehen und der Zugang wurde mir erleichtert.» Insgesamt arbeitete Kostas über ein Jahr an dem Projekt, besucht mehrere Shows und war bald einer der wenigen Fotografen, welche Backstage fotografieren durften. Den Künstlern gefielen seine Fotografien und sie vertrauten ihm.

«Ich versuchte diskret zu fotografieren, ohne allzu viel Platz einzunehmen, die Künstler nahmen mich mit der Zeit nicht mehr ganz so bewusst wahr. Obwohl ich mir beim Fotografieren auch 2, 3 Bier gönnte, war mir wichtig, nicht komplett Teil der Feierlichkeiten zu werden. Dies hätte meine Suche nach speziellen Momenten erschwert.» Das Projekt hat Kostas in mehreren Schweizer und ausländischen Medien (Magazinen und Zeitungen) veröffentlicht. 2015 gewann er für diese Arbeit unter Anderem den 3. Platz beim Swiss Press Award Kategorie «Schweizer Reportagen».

Das Projekt «Cabaret Bizarre» hat Kostas zwischenzeitlich ruhen gelassen.

«Irgendwann verschwindet das Besondere, alles fängt an, kommuner zu werden, man braucht neue Impulse.»

Zu diesem Zweck hat er das Projekt auf andere «Backstage Bereiche» ausgedehnt. Er wird aber weiterhin gewisse Cabaret Shows besuchen. So hat er beim 10jährigen Geburtstag der Veranstaltungsreihe wieder fotografiert.

Cabaret Bizarre 8

Zu guter Letzt wollte ich von Kostas noch allgemeine Informationen bzw. seine Meinung zum Stand der Fotografie. Zur der Schwierigkeit, in der heutigen Zeit als Fotograf zu überleben meint Kostas: «Die goldenen Zeiten habe ich nie erlebt. Ich stieg ein, als die Presselandschaft bereits in der Krise war. Es ist auf jeden Fall spürbar, dass an vielen Stellen gespart wird. Trotzdem bin ich der Ansicht, dass es immer noch Möglichkeiten gibt, von der Fotografie zu leben und auch Fotografie zu publizieren. Wichtig ist, dass man in der heutigen Zeit flexibel bleibt und sich nicht auf einen Bereich versteift. Neben meiner Arbeit als Editorial Fotograf (Anm. Arbeit für Zeitungen und Magazine), habe ich Stammkunden, kleinere Werbeaufträge oder arbeite auch an freien Projekten.»

Auch zu der Bilderflut auf sozialen Netzwerken und der wachsenden Popularität der Handy Fotografie hat Kostas eine klare Meinung:

«Qualität setzt sich im Endeffekt durch. Plattformen wie Instagram oder Facebook sind spannende Tools, um auf Arbeiten, Projekte aufmerksam zu machen, eignen sich aber schlichtweg nicht, um grössere Bildreportagen oder Geschichten zu präsentieren. Dafür gibt es andere Gefässe, wie Webseiten, Self Publishing oder Ausstellungen.»

«Natürlich hoffe ich noch einige Jahre oder besser ein Leben lang als Fotograf arbeiten zu können. Wer weiss, vielleicht ist es ja wie mit Schallplatten, die in Expertenkreisen, also bei DJ’s momentan wieder ein Hoch erleben: Plötzlich sind Drucksachen wieder im Trend und Online verliert an Bedeutung.» fügt Kostas mit einem Schmunzeln an…